
Apropos Hurensohn
Manierliches Reden über schlechte Manieren
Sprache kann zum Gift werden – wir hören, wir lesen, wir erleben es gerade. Sprache kann aber auch Gegengift sein – wir sind gefordert, sie zu sprechen, sie zu schreiben, sie zu leben. Zwei Freunde lassen die giftige Sprache um sie herum nicht länger unkommentiert. Sie greifen die giftigen Worte auf, sie nehmen sie ernst, sie denken über sie nach, und sie halten dagegen. Zwei Freunde begeben sich in die Spur der Verwüstung, die alle diese verbalen Entgleisungen hinterlassen. Gewohnt, wenn es sein muss, die Gummistiefel anzuziehen und sich in den Dreck zu stellen, machen sie sich an die Aufräumarbeiten und beginnen, ihre Widerworte gegen den Hass zu pflanzen. „Dieser Boden ist schlecht für gewisse Blumensorten. Gewisse Samen ernährt er nicht, gewisse Frucht will er nicht tragen, und wenn der Boden aus eigenem Willen tötet, nehmen wir es hin und sagen, das Opfer habe kein Recht auf Leben gehabt“, schreibt Toni Morrison in ihrem Buch Sehr blaue Augen. Zwei Freunde denken diese Worte weiter und machen sich daran, den Boden zu bearbeiten.
Details:
Manfé, Michael / Machreich Wolfgang (2020): Apropos Hurensohn. Manierliches Reden über schlechte Manieren. Hamburg: Berlin.